Die Chronik des Vereins

Erstellt wurde diese Chronik aus Anlass der 100 Jahrfeier des Vereins. Die Feierlichkeiten wurden am 24. und 25.08 im Schützenhaus und am 09.11.2002 in Verbindung mit dem Kreisschützenball in der Mehrzweckhalle durchgeführt. Da es zu diesem Zeitpunkt verständlicherweise aus der Gründungszeit keine Zeitzeugen mehr gibt, schildern unsere ältesten Schützenbrüder das Vereinsgeschehen.

Gegründet wurde der Verein am 30. Oktober 1902.

Die Gründer waren:

  • Ludwig Röhrsheim
  • Ludwig Schlapp
  • Karl Weber
  • Karl Bittendorf
  • und Wilhelm Drescher

Dem Verein wurde anfänglich die Mitbenutzung des vorhandenen Schießstandes in der Kattenbach durch den damaligen Amtsbürgermeister Lichtentäler gestattet. 1905 hatte der Verein 23 Mitglieder.

 

Am 09. Juli 1907 wurde der neue Stand in den „Roten Gräben“ erstmals benutzt. Durch den Zimmermann Heyer wurde eine Schießhalle erstellt.

1910 wurde der erste 100 Meter Stand errichtet, doch das Vereinsleben kam 4 Jahre später durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges völlig zum Stillstand.

Im Dezember 1917 wurde die Schießhalle zum Abbruch verkauft.

 

Nach dem 1. Weltkrieg konstituierte sich der Verein erneut und hatte im Jahre 1922 63 Mitglieder. Der Schießstand wurde wieder hergerichtet und eine neue Holzhalle gebaut. Geschossen wurde damals mit großkalibrigen Schützenbüchsen.

1926 wurde die Holzhalle massiv ausgebaut.

1933 wurde das Kleinkaliberschießen eingeführt.

1935 hatte der Verein 76 Mitglieder.

 

Nach dem 2. Weltkrieg hatten die Schützen den Schießstand verloren und die Gewehre waren vernichtet oder beschlagnahmt worden.

1951 wurden in der Gaststätte Friese-Eck Pläne geschmiedet, wann, wie und wo man wieder einen Schießstand bauen könnte. Der erste Stand in den roten Gräben war abgebrannt. Das Gelände wurde mittlerweile als Schuttabladeplatz durch die Gemeinde genutzt.

Erst 1953 konnte sich der Verein wieder neu bilden. Am 10.10.1953 wurde der Beschluss gefasst, eine Königskette anzuschaffen. Auf der Suche nach einem neuen geeigneten Gelände wurden wir fündig. Ein ehemaliger Steinbruch an der Bahnstrecke Wetzlar – Lollar (Kanonenbahn genannt) jetzt Aral-Tankstelle schien der geeignete Platz zu sein.

Königsschießen im Steinbruch an der Bahnstrecke

Die Lage und Abgeschiedenheit für einen 50m Stand waren ideal. Es wurden Verhandlungen mit der Gemeinde und dem Besitzer des Steinbruchs, Reinhard Valentin aus Gleiberg geführt. An einen Kauf, 1,12 DM pro qm war nicht zu denken. So einigte man sich darauf, das Gelände zu pachten. Es wurde nicht lange gezögert und eine Betonplatte errichtet.

Wilhelm Fries bat seinen Bruder Karl aus Wiesbaden darum unser erstes Schützenhaus nach dem Krieg zu mauern.

Alle Steine wurden aus dem Trümmergrundstück in Gießen mit einem DKW, Reichsklasse, von fleißigen Helfern geholt und geputzt. Die Holzarbeiten übernahmen die Brüder Adolf, Ferdinand und Hans Leicht.

Es wurde in 50 Metern Entfernung eine Deckung errichtet. Ein Unterstand von dem aus mit einer Kelle die Schüsse Angezeigt wurden. Am 5.4.1956 wurde der erste Zugstand in Betrieb genommen.

Der damalige 1. Vorsitzende war Willi Schmidt. Es folgte 1958 Eugen Vaupel, den 1975 unser Ehrenvorsitztender Erhard Kipping ablöste, der im Jahre 2003 vom heutigen 1. Vorsitzenden Reiner Hartmann abgelöst wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg verzeichneten wir einen erfreulichen Zuwachs an neuen aktiven Mitgliedern.

Die Mitglieder kamen aus allen Berufsgruppen, Handwerker, Ärzte, Professoren, Fabrikbesitzer, Möbelhausbesitzer, um nur einige zu nennen.

Nach einem Jahr, unser Schießbetrieb war in vollem Gange, die ersten Schützenkönige waren ermittelt, da traf unseren Verein der erste Rückschlag.

Eine Wand aus Steinen begrub unsere Deckung Viele Tonnen Steine mußten weggeräumt werden. Das war im Jahre 1961. Rudolf Sommerlad der Möbelhausbesitzer bot dem Verein an, den Steinbruch „an der Kanonenbahn“ zu kaufen und dort eine neue Schießanlage für uns zu errichten. Die Begeisterung war riesengroß, die Schießhalle wurde abgerissen und wir bezogen die Schützenklause, die R. Sommerlad bauen ließ. Die Schießanlage bestand aus 10 variabel nutzbaren 50 bzw. 100m Ständen, ein Pistolenstand und der Schützenklause.

Die dort vorhandenen Schießstände sollten voll unserem Verein zur Verfügung stehen. Leider wurde dieses Versprechen nicht eingehalten. Es wurden noch zwei Kegelbahnen, zwei Bowlingbahnen und Versammlungsräume hinzu gebaut. Durch den vermehrten Besuch vereinsfremder Gäste entwickelte sich die Schützenklause zu einer gut gehenden Gastwirtschaft.

Der Verein bekam damals Probleme akustischer Art mit den Bewohnern vom Falkenberg. Ein Gerichtsbeschluss besagte, dass nur noch zu geregelten Zeiten geschossen werden durfte. Außerdem wurde uns nun für unsere Schießanlage eine nicht geringe Pacht abverlangt.

Das brachte das Fass zum Überlaufen, und es wurde beschlossen, wieder eine eigene Schießanlage zu bauen.

Nun war die Gaststätte Friese-Eck wieder das Vereinslokal, wo ausschließlich die Disziplin Luftgewehr geschossen werden konnte.

Deshalb wurde nach einem geeigneten Platz für alle Disziplinen gesucht. Ein Steinbruch in der Kattenbach kam letztlich wegen unzureichender Lichtverhältnisse nicht in Frage aber der kleine Steinbruch in der Weihendell hatte ausgezeichnete Lichtverhältnisse.

Nach Rücksprache mit der Gemeinde erhielten wir 1970 dieses Grundstück auf 99 Jahre Erbpacht. Das neue Abendteuer Schießstand Nr. 4 konnte beginnen. Und wieder hatten wir viel Abraum.

Glücklicherweise wurden Steine für den Straßenbau benötigt. Und so transportierten die Firma Karl Schleenbecker und Faber & Schnepp alles ab. So gingen dank der Gemeinde und der beiden Firmen die Arbeiten zügig voran. Zu dieser Zeit war Eugen Vaupel 1. Vorsitzender. Es wurden zehn 50m Stände und ein Luftgewehrstand mit sechs Zuganlagen errichtet. Das jetzige Schützenhaus, sowie alle Stände die im Laufe der Jahre dazu kamen, wurden vom Architekturbüro Christa und Dieter Meinhard geplant und beaufsichtigt. Sämtliche Innenausbauten erledigte bis auf den heutigen Tag unser Schützenbruder und Schreiner meister Rudolf Bartel, ein fachlich sehr versierter Mann, unterschütz von Hans Leicht. Für die Installationen und schießtechnischen Anlagen fanden wir in Helmut Rotter ebenfalls einen Fachmann und Helfer.

Und die Dacharbeiten wurden wieder durch die Brüder Adolf, Hans und Ferdinand Leicht bewerkstelligt. Nicht vergessen werden darf unser damaliger 2. Vorsitzender Reinhard Maier. Ob bei der organisatorischen Vereinsarbeit, beim Schießen oder bei Arbeitseinsätzen, er war immer ein zuverlässiger und von allen geschätzter Schützenbruder.

Allesamt waren nicht nur fachlich versiert, sondern auch sehr gute Schützen.

1976 wurde in Eigenleistung dann die Wasser- und Stromversorgung gelegt.

1981 wurde mit den Bauarbeiten für den Pistolenstand  und den heutigen Klubraum begonnen. Die Gemeinde spendete das Holz für das gesamte Bauvorhaben und Werner Heyer zeigte sich für die Zimmerarbeiten verantwortlich.

Mit den Jahren wurde das Dach undicht. Mangels Dachdecker in unseren Reihen wurde versucht von anderen Mitgliedern diese Stellen nachzubessern. Jedoch ohne anhaltenden Erfolg, Die undichten Stellen wurden immer größer und das Regenwasser tropfte zuletzt auch im Klubraum von der Decke.

Schließlich blieb uns im Jahr 2001 nichts anderes übrig, wir mussten das Dach mit doppellagigen Schweisbahnen versehen lassen. Der Kostenvoranschlag machte allerdings Grund zur Sorge, denn in der Vereinskasse war nicht genügend Geld.

Da sonst die Bausubstanz zerstört worden wäre, war ein Aufschub nicht möglich. Es musste eine Lösung gefunden werden. So wurde eine Spendenaktion gestartet. Sehr viele Mitglieder des Vereins machten Geldspenden. Dazu kam ein großzügiger Zuschuss der Gemeinde. Dies reichte aus, um die Dachkosten zu begleichen.

Es hat zwar einen Sommer gedauert, aber es ist wieder trocken im Schützenhaus. Die Arbeiten wurden erfolgreich abgeschossen.

Unser 1. Vorsitzender Erhard Kipping sorgt für das leibliche Wohl der Vereinsmitglieder.

Die neue Vereinsfahne bei ihrer Einweihung beim
Kreisschützenball in Krofdorf im Jahre 2002

In der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg war die Fahne des Vereins abhanden gekommen. Seit dieser Zeit ist der Verein ohne Vereinsfahne.

Da nun im Jahr 2002 das 100 Jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden sollte, wurde der Wunsch laut, wieder eine Fahne bzw. Standarte anzuschaffen. Es wurde Kontakt mit verschiedenen Fahnenherstellern aufgenommen. Schließlich, nach sorgfältiger Prüfung, hatte man den richtigen Hersteller und die bestgeeignete Variante bei der Fa. Kössinger gefunden.

Trotz allem war der Preis von 4000,-€ ein Problem, denn die Vereinskasse war durch die Dachreparatur noch leer. Der Stand war immer noch nahe null und ausreichende Einnahmen nicht in Sicht. Es blieb uns nichts anderes übrig, als eine weiter Spendenaktion zu starten, Die Resonanz war besser als erwartet und so konnte der gesamte Betrag von 4000,-€ aufgebracht werden.

Übrigens wurde die Fahne, die 1904 angeschafft wurde, auch über Spenden der damaligen Vereinsmitglieder finanziert.

Es würde zu weit führen, hier alle aufzuzählen die zum Wohle des Vereins beigetragen haben, doch allen sei großer Dank zu zollen.

 

Wie Adolf Persak der eine große Zahl von Arbeitsstunden geleistet hat, die weit über die zu erbringende Stundenzahl hinausging und der auch außerhalb der Schießzeiten gelegentlich nach dem Rechten sieht.

So auch einen unserer ältesten Schützenbrüder Dieter Schmidt der sich um den Verein sehr verdient gemacht hat und das nicht nur bei Arbeitseinsätzen, sonder auch durch seine schießsportlichen Leistungen, mit denen er auch überregional große Erfolge errungen hat. Ebenso sei ihm gedankt für seine Mithilfe bei der Erstellung dieser Chronik.